Sonntag, 15. November 2015

Froh hier zu sein

Froh hier zu sein
Hallo
schon wieder melde ich mich zurück aus dem wunderschönen und mittlerweile meist sonnigem Bogotá.
Diese Woche habe ich schon wieder unglaublich viel erlebt, von dem ich gerne berichten möchte.
Im Moment ist bei Ellen und mir nämlich noch nicht der Alltag eingekehrt und wir sind auch noch nicht direkt am Arbeiten, denn diese und nächste Woche lernen wir erst einmal alle sozialen Projekte der ACJ in Bogotá kennen.

Angefangen hat das am Montag mit dem ersten Projekt - Hogar ameneser.
Nach dem Mittagessen wurden wir von einer hauptamtlichen Mitarbeiterin der Projektes abgeholt und sind mit ihr zusammen etwa 15 Minuten zu dem Haus gelaufen, wo sich die Kinder und Jugendlichen von Hogar ameneser treffen.
Immer die Berge im Blick
Hogar ameneser ist ein Projekt in dem Prostitutionsviertel der Stadt. Hier können die Kinder der Prostituierten oder generell auch Kinder, die in diesem Viertel wohnen, herkommen um zu essen, Hausaufgaben zu machen, zu spielen und einfach auch Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen.
Der Weg dahin war für mich eine ganz neue Erfahrung. Die Häuser waren sehr, sehr ärmlich und an jeder Ecke und vor jedem Haus standen Prostituierte mit kaum etwas an.
Die Straßen Bogotás
So etwas hatte ich wirklich noch nie gesehen und war sehr geschockt von dem Anblick. Das Haus aber von Hogar amenser war wie eine Oase in dem ganzenViertel.
Die Kinder dort waren unglaublich offen und liebenswert und man hat richtig gemerkt, wie sich nach Liebe und Aufmerksamkeit dürsten. Ich war nur etwa ein und halb Stunden in dem Projekt, aber habe sie alle unglaublich in mein Herz geschlossen.

Dienstag lernten wir dann ein Projekt kennen, für Jungendliche - Hauptsache Jungen - die gerade wegen verschieden Straftaten auf Bewährung sind. Auch das war eine ganz besondere Erfahrung. Ich war zuvor ziemlich aufgeregt, wie sie wohl auf mich reagieren würden, aber zu meinem Erstaunen waren sie sehr, sehr entgegenkommend und haben mir auch meine schlechten Spanischkenntnisse überhaupt nicht übel genommen.

Cazuca
Stadtteil Cazuca
Mittwoch und Donnerstag lernten Ellen und ich dann die Projekte ganz im Süden der Stadt kennen. Hier in Bogotá ist es so aufgeteilt, dass die Reichen im Norden leben und sich die ganzen Armenviertel im Süden der Stadt sind. Da Bogotá so unglaublich groß ist, muss man zu diesen Projekten fast zwei Stunden mit dem Bus fahren. Hier habe ich zum ersten mal richtige Armut gesehen. Cazuca - das Viertel, in dem wir Mittwoch waren - zieht sich den kompletten Hang der Berge, die Bogotá umrunden, hoch. Die Häuser sind aus Backsteinen irgendwie zusammengezimmert und haben teilweise nur Wellblechdächer. Es gibt auch keine befestigten Straßen und überall, wirklich überall sind Straßenhunde. Da war ich doch froh über meine Tollwutimpfung.
Cazuca
In Bosa, dem Viertel in dem wir Donnerstag waren, sieht es ähnlich aus, nur liegt dieses im flachen Bereich der Stadt.
Sicht auf Bogotá von Cazuca
In beiden Vierteln gibt es ein Haus, in dem sich das Projekt befindet. Hier haben die Kinder die Möglichkeit vor oder nach der Schule - die ist hier nämlich in Schichten - sich aufzuhalten.
Die Kinder hier sind sehr offen und interessieren sich total für einen. Außerdem sind sie auch unglaublich lebensfroh und haben Freude an allen Aktivitäten, die man so mit ihnen macht.
Aber zusätzlich merkt man, wie sie auch für ihr Alter schon ziemlich taff sind. Beide Viertel sind nicht ganz ungefährlich und die Kinder und Jugendlichen müssen deswegen früh lernen, selbstständig mit allem umzugehen.
Bogotá ist wirklich rießig

wunderschöne und leuchtende Farben
Ansonsten geht es mir hier in Bogotá echt gut. Es gibt viele andere ehrenamtliche Mitarbeiter in unserem Alter in der ACJ mit denen wir uns schon gut angefreundent haben und viel zu lachen haben.
Die Mentalität der Menschen hier ist total anders als in Deutschland. Wenn irgendwo eine Musikgruppe Straßenmusik macht, kommt es hier schon öfters mal vor, dass die Leute anfangen dazu zu tanzen, einfach weil sie Spaß daran haben.

Viele Dinge sind hier natürlich auch sehr anders, als wir Deutschen es gewohnt sind.
Das Klopapier darf hier unter keinen Umständen ins Klo geworfen werden und beim Überqueren der Straße muss man wirklich, wirklich aufpassen. Da kommt es durchaus mal vor, dass ich ein paar Minuten am Straßenrand stehe, bevor sich eine Lücke ergibt, um sicher auf die andere Seite zu kommen.
Auch das Licht scheint hier anders zu sein. Das fiel mir sofort auf, als ich an unserem ersten Tag hier aus dem Flughafengebäude kam, aber auch jeden Morgen, wenn ich das Haus verlasse aufs Neue.
Irgendwie wirkt die Farbe des Sonnenlichtes anders und zusätzlich ist es auch viel, viel heller als in Deutschland. Wenn die Sonne scheint, ist man geblendet, ohne überhaupt in die Sonne zu schauen.
An jeder Straßenecke gibt es Stände, die verschiedene Sachen verkaufen, sowie unglaublich leckeres Essen und Fruchtsäfte. Auch in den Bussen werden oft Süßigkeiten oder andere kleine Gegenstände verkauft oder Musik gemacht.
Abends falle ich dann immer todmüde ins Bett, weil ich den ganzen Tag damit beschäftigt bin, all die neuen Eindrücke aufzunehmen und ja nichts zu verpassen.




Dekorieren für die weltweite Gebetswoche, bei der wir natürlich auch teilnehemen





Sonntag, 8. November 2015

Eindrücke aus einer völlig neuen Welt

Hallo!
Ich lebe noch. Und finde jetzt auch einmal Zeit mich hier zu melden
In den letzten Tagen ist so viel passiert, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll mit Erzählen.
Am besten am Anfang.

Nach einem langen, aber entspannten Flug kamen Ellen und ich etwa um 16 Uhr kolumbianische Zeit in Bogotá an, voller Vorfreude auf die neue Stadt, die uns außerhalb des Sicherheitsbereiches erwarten würde.
Wir wurden von Simon und Peter - unseren 2 Mitvoluntären, die schon seit 2 Monaten dort sind - und zwei Freunden aus der ACJ abgeholt und sind direkt in den CVJM gefahren.

Hier wurden wir herzlich empfangen, aber müde wie wir waren, fiel uns die Kommunikation auf Spanisch noch etwas schwer. Dann wurden Ellen und ich jeweils von unseren Gastfamilien abgeholt.

Meine Familiensituation ist doch etwas anders, als ich es letztes mal erklärt habe.
 Ich lebe nicht mit David Medina und seinem Sohn, sondern mit seiner Tante Monica und ihrer Tochter Luisa, die wie ich 18 Jahre alt ist. Monicas Mann ist leider schon seit einigen Jahren verstorben.
Wir wohnen in einem Stadtteil, der sich Modelia nennt, für kolumbianische Verhältnisse relativ zentral, aber in Bogotá sind die Entfernungen alle etwas anders, einfach weil die Stadt so riesengroß ist.

Mittwoch, Donnerstag und Freitag waren dann jeweils Jugendliche und Junge Erwachsene aus der ACJ "eingeteilt" um mit uns Zeit zu verbingen.

Am ersten Tag gingen wir vormittags mit Nathalie ins Museum von Bogotá und lernten kennen, wie das Transportsystem funktioniert. Das Transportsystem hier ist nämlich so eine Sache für sich. Wenn man in Deutschland denken würde, ein Bus sei zum Platzen voll, passen hier nochmal mindestens 10 Leute rein. Schlimm ist das aber überhaupt nicht, das einzige was man unbedingt beachten muss, ist dass man gerade beim aus- und einsteigen sehr gut nach seinen Sachen schaut, aber daran gewöhnt man sich ziemlich schnell.

Nachmittags waren wir dann zu sechst im Zentrum von Bogotá unterwegs, haben Simkarten fürs Handy gekauft und uns kennengelernt. Hier ist es total toll, wie offen und freundlich alle sind. Obwohl natürlich eine Art Sprachbarriere zwischen uns steht, verstehen wir uns alle super und haben immer eine richtig gute Zeit zusammen.

Achja, zum Thema Spanisch. Klappt eigentlich gar nicht mal so schlecht. Natürlich, wenn die Kolumbianer untereinander reden, verstehe ich kein Wort, aber mit mir reden sie meist sehr langsam und da verstehe ich tatsächlich immer mehr.
Und auch das Reden funktioniert eigentlich ganz gut und es kommt auch ständig zu sehr, sehr lustigen Missverständnissen, wenn ich versuche neue Wörter zu lernen.

Donnerstag haben wir dann unseren kolumbianischen Ausweis beantragt und Ellen und ich haben zum ersten Mal Straßenessen probiert, und entgegen aller Warnungen ging es uns danach super.
Die Mango ist man hier oft mit Salz, was sich nicht gut anhört, aber total lecker schmeckt.
Und auch die Empanadas waren sehr, sehr lecker.
Generell ist das Essen hier sehr lecker. Ich muss mich zwar erst mal daran gewöhnen, viel Reis und auch sehr viel Fleisch zu essen, aber gerade die Früchte hier sind soooo lecker. Außerdem ist man hier auch oft Kochbananen - Plátanos - die unglaublich gut schmecken.

Freitag vormittag habe ich mich dann endgültig in Bogotá verliebt. Da waren wir nämlich in dem Stadtteil Chorro, eine Art Künstlerviertel. Überall in Bogotá - aber hier ganz ausgeprägt - gibt es Graffitis. Aber nicht Graffitis, wie man sie aus Deutschland kennt, sondern wunderschöne Wandbilder,vor denen ich natürlich jedes mal stehen bleiben muss und meine Kamera zücken.
Sie sind einfach zu schön.

Was Bogotá außerdem noch sehr besonders macht, ist, dass obwohl Bogotá eine riiiiiiiiiiiiießige Großstadt ist, sie sehr grün ist. Überall gibt es Bäume - tolle tropische Bäume - und auch einige Parks. Außerdem, da die Stadt ja hoch in den Bergen liegt, hat man immer Blick auf wunderschöne bewaldete Hänge. Oft - da das Wetter hier sehr regnerisch ist - verfängt sich dann der Nebel zwischen den Gipfeln und verleiht dem Ganzen einen wirklich besonderen und schönen Ausdruck.

Nachmittags wollten wir eigentlich noch ein bisschen mehr die Stadt erkunden, aber dieser Plan ist wortwörtlich ins Wasser gefallen. Denn wenn es in Bogotá regnet, dann regnet es wirklich. Aber wenn in Bogotá die Sonne scheint, hat man auch nach etwa 20 Minuten schon einen Sonnenbrand.
Also ihr seht, alles ist ein wenig extremer hier. Aber meiner Meinung nach unglaublich toll.

Samstag war dann so eine Art Mitarbeitertag in der ACJ, und ich wurde in eine Gruppe eingeteilt, die Jugendliche zu ehernamtlichen Mitarbeitern ausbildet. Nach einem langen Vortrag haben wir dann so etwas wie Tabu gespielt, ein Spiel, bei dem man etwas erklären muss, ohne das eigentliche Wort zu sagen. Ihr könnt euch vorstellen wie gut das bei mir geklappt hat, mit meinem Spanisch. Aber die Leute hier stört es überhaupt nicht, wenn das sprechen einem noch etwas schwer fällt, im Gegenteil freuen sie sich sehr, einen kennen zu lernen und bringen einem voller Freude neue Wörter und Redewendungen bei.

Heute ist Sonntag und um 10 Uhr treffe ich mich mit Maria, einer guten Freundin der Familie und wir gehen zusammen mit anderen aus der ACJ in die Kirche "lugar de su presencia".
Danach werden wir dann vermutlich einfach noch zusammen den Tag verbringen, worauf ich mich schon sehr freue, da ich die Leute hier echt schon sehr in mein Herz geschlossen hab.


Hier unten jetzt noch einige Bilder, damit ihr euch ein Bild von allem machen könnte.

Also viele Grüße, und bis bald mal wieder.

Peter, David ( mein kolumbianischer Cousin), Sofia und ich
Regen in Bogotá

Im "jardin botanico"
Nebel in Bogotá

Chicha ist ein traditonell kolumbianisches Getränl
Daniel, Ellen, Ich und Johann im Stadtteil "Chorro"

Früchte, die ich noch nie gesehen hab













Ich, Clarita, Ellen und Johann im Büro der ACJ


ACJ Bogotá
Empanadas
Trans Milenio Station
Innenhof der ACJ

Kostet hier umgerechtet nicht mal einen Euro

Im Innenhof des CVJMs


Mango mit Salz







Ellen, Maria, Laura, Mafe und ich im Zentum Bogotas


Beim Cafe trinken
Museum Bogotá
Museum Bogotá


Muesum Bogotá

Voller Vorfreude


Ertse kolumbianische Bekanntschaften

Montag, 2. November 2015

Jetzt geht´s los



Fleißiges Kofferpacken
Es ist so weit. Jetzt geht es tatsächlich los nach Kolumbien.
Heute Abend schon fahren mein Papa und ich mit dem Auto nach Frankfurt und werden dort eine Nacht im Hotel verbringen, bevor Ellen und ich dann morgen früh uns endgültig von Deutschland verabschieden werden.

Außerdem gibt es tolle Nachrichten!
Nachdem letzte Woche Mittwoch uns die Nachricht erreichte, dass eine der beiden Gastfamilien spontan abspringen musste, machte ich mir ehrlich gesagt doch ein paar Gedanken, in welchem Bett ich wohl unterkommen würde.

Samstag Abend aber kam dann schon die nächste Nachricht. Eine neue Gastfamilie war gefunden.
Nicht zu vergessen: Reisepass, Flugticket etc
Voller Freude fing ich dann an, meine erste spanische E-mail zu schreiben. Ich freue mich schon sehr darauf, diese in ein paar Monaten nochmals zu lesen, denn sicher haben sich da einige Fehlerchen eingeschmuggelt.
Jetzt aber zu meiner Gastfamilie.Sie besteht aus David Medina - dem Vater - und seinem 12-jährigen Sohn. Der E-mail nach hört sich David sehr, sehr nett an und ich freue mich schon total darauf, die Beiden kennen zu lernen und mit ihnen die nächsten Monate unter einem Dach zu leben.
Letztes Mal schwäbische Maultaschen

Noch nie habe ich in einem reinem Männerhaushalt gewohnt und ich bin sehr gespannt, wie sich das gestaltet, aber ich bin mir jetzt schon sicher...das wird super!