Hola,
nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder aus dem fernen und wunderschönen Bogota zurück. Seit ich das letzte mal geschrieben habe ist schon wieder einiges passiert und ich fange am besten mit dem Wichtigsten an.
Und zwar wohne ich seit Montag bei einer neues Gastfamilie. Mit der anderen Familie habe ich mich zwar super verstanden, aber es gab einfach einige Schwierigkeiten, bei denen es auch eher kaum Aussicht auf eine Besserung gab. Nach vielen guten Räten, einigen vergossen Tränen und großem Hin und Her, habe ich dann die Entscheidung getroffen mich auf diesen Wechsel einzulassen.
Und bin jetzt unglaublich glücklich und zufrieden mit dieser Entscheidung. Natürlich denke ich, dass es nicht richtig ist, von allen Dingen, die nicht perfekt laufen, wegzurennen, doch die Problematik zu Hause hatte mich einfach zu sehr beschäftigt.
Jetzt seit dem Wechsel geht es mir wunderbar und seit Montag habe ich praktisch Dauer-Gute-Laune und komme aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus.
Zu meiner neuen Familie: Meine Gastmutter heißt Marisol und ist ebenfalls in der ACJ, genauso wie ihre zwei Kinder Angie ( 18 ) und Andrés ( 12 ). Für bogotaische Verhältnisse wohnen wir außerdem nicht allzu weit entfernt von der ACJ.
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Unendliche weiten |
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Mit Maria, Pipe und David beim Ausflug auf Monserrate |
Nun zu meinen Erlebnissen und Erfahrungen der letzten Wochen:
Ein Highlight, das nichts mit meiner Arbeit hier in der ACJ zu tun hatte, war unser Ausflug auf Monserrate. Das ist eine riesige, weiße Kirche, die auf einem der bogotaumrundenden Bergen thront und die ganze Stadt überblickt.
Die Wanderung hochwärts dauerte etwa zwei Stunden, wurde aber gefühlt alle zehn Minuten von Foto- und Aussichtspausen unterbrochen. Das lohnte sich aber auch wirklich, denn die Aussicht, die einem der Berg über die Stadt bot, war wirklich atemberaubend.
Bogotá, Bogotá, Bogotá, so weit das Auge reicht. Eine riesige Stadt. Und auch das bisschen Natur, von der wir bei dieser Wanderung umgeben waren, war wunderschön und tat mir unglaublich gut.
An einem Tag waren wir in einem der drei Kindergärten der ACJ im Süden der Stadt. In diesem wimmelt es nur so, von 220 Kindern zwischen 6 Monaten und 5 Jahren. Diese Kinder sind natürlich mit ihren großen, dunklen Augen unglaublich süß. Erstaunlich war für mich, dass für eine Gruppe von etwa 20 Kindern, jeweils nur ein Mitarbeiter zuständig ist - für deutsche Verhältnisse einfach unverstellbar. Besonders schön waren die Momente, in den Ellen und ich bei der Einführung in den Kindergarten von Raum zu Raum gegangen sind, und als wir durch die Tür kamen, all die Kinder einfach aufgestanden sind und uns um die Beine gefallen - für die Arme sind sie noch ein bisschen klein ;)
Außerdem waren wir noch in dem Projekt "Hogar encuentro" was Ellen und mir besonders gut gefallen hat. Viel dreht sich hier um Musik, Rythmus, Bewegung und Kreativität, was meiner Meinung den Kinder sehr gut tut.
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Beim Theater spielen |
Unser Plan ist es, dass wir jeweils in Zweierteams eine Art Jungscharstunde vorbereiten und mit dieser einmal durch alle Projekte durchrotieren, danach die Teams durchwechseln und mit einer neuen vorbereiteten Jungscharstunde erneut einmal alle Projekte abklappern.
Damit haben wir diese Woche jetzt auch schon angefangen und es war wirklich eine unglaublich schöne und bereichernde Zeit.
Meistens waren alle super dabei und hatten merklich viel Spaß - und wir FSJler natürlich auch!
Ich bin sehr gespannt, wie sich das in den nächsten Wochen bis Februar entwickeln wird und freue mich schon immer mehr die Kinder aus den Projekten näher kennenzulernen. Denn diese sind mir wirklich schon sehr ans Herz gewachsen und für mich gibt es nichts besseres, als der Gedanke, dass die Zeit, die ich mit ihnen hier verbringe, tatsächlich meine Arbeitszeit ist!
Hier in Bogotá weihnachtet es mittlerweile auch schon sehr. Alles ist dekoriert und vor meinem Zimmer blinken mich abends die Weihnachtslichter in den Schlaf.
Nur das Wetter spielt nicht ganz mit. Zwar kann es, wenn es bewölkt ist oder gar regnet, sogar ziemlich frisch werden, doch sobald die Sonne rauskommt, bricht T-shirt-Wetter aus.
In die Gemeinschaft hier wurden Ellen und ich übrigens super aufgenommen. Oft ist die Sprachbarriere gar nicht so groß, wie man denken würde und wir fühlen uns sehr wohl in dem Freundeskreis hier. Wenn sich neben der Arbeit in den Projekten und sonstigen Aktivitäten in der ACJ Zeit ergibt, unternehmen wir auch gerne viel zusammen.
Ob wir durch die Stadt bummeln, einfach so beisammen sitzen und reden oder am Wochenende zu Salsa unsere überschüssige Energie auf der Tanzfläche loswerden, ist egal, wir haben unseren Spaß.
Oft komme ich aus dem Staunen über Bogotá und diese neuartige Kultur gar nicht raus.
Wenn wir mit den Bussen in die Projekte fahren, die teilweise etwa 2 Stunden, manchmal sogar mehr, entfernt sind, blicke ich oft mit großen Augen aus dem Fenster und bewundere die Stadt. Zwar könnte einer sagen, dass die Häuser mit ihren bröckelnden Fassaden nicht dem Schönheitsideal eines Hauses entsprechen, aber mir persönlich gefällt es unglaublich gut.
Jedes Haus hat eine andere Farbe, überall gibt es kleine Läden und Straßenstände - die wundervolle Köstlichkeiten verkaufen - und viele Wände werden von Wandbildern geschmückt.
Dieses Bild wird aber auch von weniger schönen Anblicken verzerrt. In noch keiner Stadt habe ich so viele Obdachlose gesehen wie hier. Oft sieht man Menschen, wie sie auf dem Grünstreifen der Straße liegen und, mit ihrem Kopf auf einem Eierkarton ruhend, schlafen.
Armut und Reichtum generell sind hier viel extremer als ich es aus Deutschland kenne. Wobei man sich in manchen Vierteln im Norden der Stadt gar nicht so viel anders fühlt, als in Europa, befindet man sich in den Vierteln im Süden in einer komplett neuen Welt.
Soviel mal von mir heute.
Es gibt noch viel, viel mehr was ich erzählen könnte - oft weiß ich gar nicht wohin, mit all den Eindrücken - aber, das spare ich mir nun für den nächsten Eintrag auf.
Nach Deutschland sende ich tausend liebe Grüße und wünsche euch eine schöne und besinnliche Adventszeit.
Esst ein paar Plätzchen für mich mit.
Also bis bald mal wieder - Hasta luego